Professor Dr. med. Christian Scharfetter

Dept. of Psychiatry, Psychotherapy & Psychosomatics

Psychiatric Hospital, University of Zurich

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Trithemius

Scheitern in der Sicht auf Psychopathologie und Therapie

Vom Scheitern betroffen ist immer ein Mensch, sind Menschen als intentional ein Ziel Anstrebende oder als Autoren einer Handlung, eines Projektes, eines Werkes. Scheitern im Spektrum von Misslingen eines Unternehmens von peripherer Wichtigkeit bis zum Zusammenbruch des personalen Selbstseins in schweren psychischen Störungen ist eine stets gegenwärtige Möglichkeit im Gang des Lebens. Als Auslöser können sich subjektunabhängige Ereignisse mit selbstdeterminierten Unglücksfällen in verschiedenem Ausmass kombinieren. Die Persönlichkeiten sind nach ihrer Stabilität, Resilienz, Flexibilität, Resistenz oder Vulnerabilität, Labilität, Rigidität, nach ihrem Selbstbild, besonders der Selbstwerteinschätzung unterschiedlich betroffen. Schuldigkeit, Erniedrigung, Entwürdigung, Scham vor anderen oder vor sich selbst kann als existentiell erschütterndes, gar zum Scheitern führendes Erleben treffen.

Akute Erschütterungen des Selbstsystems manifestieren sich klinisch sehr variabel, je nach Persönlichkeit und kulturellem Hintergrund. Chronische Kränkungen können zu Dauerveränderungen von Persönlichkeitscharakteristika führen. Die Psychotraumatologie hat sich als Spezialgebiet für Menschen im Scheitern entwickelt. Bei den Schizophrenien sehen wir das Zusammenbrechen, das Scheitern des Ich/Selbst-Systems, bei den dissoziativen Störungen das Versagen der synthetischen Integration, bei den Affektpsychosen das Versagen der Emotions- und Antriebsregulation. Therapien können scheitern durch Bedingungen, die am Patienten liegen, oder durch Versagen aufseiten des Therapeuten.

Verlag Wissenschaft & Praxis, 2012 (ISBN 978-3-89673-602-4)

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